Direkt in die diesjährige Electronic Entertainment Expo hat EA den zweiten Teil des Jump and Run Games aus 2016 geworfen. Ausgereifteres Gameplay, entspanntere Story und wieder einmal eine fantastische Grafik. Unravel Two vom schwedischen Entwicklerstudio ColdWood Interactive ist allein, aber auch lokal im Couch Koop-Modus spielbar. Durch den neuen Modus des Games, wird hier vielleicht auch ein wenig Wiedergutmachung betrieben, was das Gameplay angeht. Ob der Koop Puzzlehüpfer etwas taugt? Ich habe das Game getestet.
Magst du dich an mich Binden?
In Unravel Two könnt ihr mit den beiden Yarnis in 7 Kapiteln und 20 Herausforderungslevel eure Rätsel und Seilartistenkünste austesten. Die beiden knuddeligen Freunde sind durch das Garn miteinander verbunden und bieten so die verschiedenen Lösungsansätze für das Meistern der einzelnen Kapitel. Dabei sind die Yarnis nicht einfach nur rot und blau, ihr könnt sie auch selbst designen und nach und nach durch die Erfüllung von Herausforderungen, und dem einhergehenden Retten gefangener Wollknäule neue Muster freischalten. Strickmuster quasi.
Ausgangspunkt von allem ist der Leuchtturm in dem es, je nach Spielfortschritt, mit dem Fahrstuhl bis ganz nach oben geht. Aber natürlich nicht einfach per Knopfdruck. Abfahrt nur nach Lösung eines kleinen Schalterrätsel. Im Leuchtturm selbst, gibt es auf allen Ebenen verschiedene kleine Rätsel die euch dann nach und nach auch den Weg zu den erwähnten Herausforderungen zeigen.
Fand ich im ersten Unravel-Teil die Story noch etwas aufdringlich, fügt sie sich im aktuellen Teil sehr harmonisch in das Spiel ein. Dabei passen sowohl grafisch als auch musikalisch die Kapitel so gut zusammen, dass sich die Geschichte der zwei Jungen sprichwörtlich wie der rote Faden durch das Game zieht. Absolut rund. Deutlich wird hier auch worum es geht – Freundschaft und Zusammenhalt. Denn was unsere beiden Yarni zusammenhält ist nicht nur der Faden, der sie verbindet, sondern vor allem die Zusammenarbeit der beiden Knäule.
Von Knoten und Trampolinen
Die beiden Wollknäule können per einfachem Tastendruck zu einem Yarni zusammengewickelt oder getrennt werden. Auch das hin- und her wechseln zwischen der beiden erfolgt via einfachem Tastendruck. Tragen wir uns in einigen Abschnitten gegenseitig, müssen wir in anderen die Hilfe unseres Begleiters in Anspruch nehmen. So gilt es mit Hilfe des anderen mal über Abgründe zu schwingen, Gegenstände festzuhalten- oder binden, Schalterrätsel zu lösen oder auch mal etwas Trampolin auf einem gesponnen Faden zu Springen. Nicht immer kommt man sofort auf die Lösung, welcher der beiden Yarnis jetzt in welcher Reihenfolge die Schalter auslösen, oder wo man jetzt was auf eine bestimmte Art festbinden muss. Das führt dann mit dem Mitspieler schon mal zu einigen „Das andere Links!“- Diskussionen auf der Couch. Bei mir gab es sogar eine Diskussion darüber, wer denn jetzt mit dem Gabelstapler fahren darf, um die Mauer hoch zukommen. Hier fügt sich die neue Spielmechanik sehr gut in das Spiel ein, garantiert aber auch Solo genügend Spielspaß, um die Kapitel ohne Frust in einem Rutsch durchzuspielen.
Insgesamt ist die neue Spielmechanik in Unravel Two präziser als bei dem Vorgänger und verleiht dem Jump and Run in den Verfolgungs- und Geschicklichkeitsabschnitten genau die richtige Würze. Das richtige Timing um den Absprung zu wagen, hat mich schon so manchen Abgrund hinunter geführt. Dabei sind die Checkpoints aber immer fair und gut gesetzt. Spielfrust kam bei unseren diversen Fails kaum auf. Die 7 Kapitel lassen sich solo und zusammen sehr gut meistern, sind teilweise aber auch etwas zu einfach. Erst in den letzten beiden Kapiteln war der Schwierigkeitsgrad für mich etwas erhöht spürbar. So habe ich für den Abschluss der Kapitel nur etwas über fünf Stunden benötigt. Bei einigen Herausforderungen hänge ich deutlich länger fest, als in einem einzelnen Kapitel. Aber auch hier – kein Spielfrust.
Das hat uns gefallen:
Was ColdWood Interactive wirklich gut gelungen ist, sind die neue Spielmechanik und die nochmals verbesserte Grafik. Auch die Story fügt sich viel harmonischer, und weniger aufdringlich in das Game ein. Die einzelnen Kapitel erzählen die Geschichte sowohl grafisch als auch musikalisch nie langweilig. So ist in den klassischen Jump and Run-Abschnitten der Soundtrack eher smooth, in den Verfolgungssequenzen etwas schneller und bringt die nötige dramatische Atmosphäre mit. Nicht, dass von einem Auerhahn gejagt zu werden, den Puls nicht eh schon beschleunigt.
Das hat uns nicht gefallen:
Der Schwierigkeitsgrad der einzelnen Kapitel nimmt leider erst in den letzten beiden so richtig Fahrt auf. Dadurch sind die vorherigen stellenweise etwas zu schnell durchgespielt. Einzig die Herausforderungen um an die Sammelgegenstände zu kommen, bringen hier etwas Spannung rein.
[amazon box=“B079Q4TCB4″ template=“list“]
Fazit:
Unravel Two ist für mich bisher mit eines der besten Spiele des Jahres. Trotz der stellenweise zu einfachen Kapitel, sind die Rätsel auf einem angenehmen Niveau, bei dem kein Spielfrust aufkommt. Die Geschichte um die zwei Jungen, die, wie unsere zwei Yarnis selbst, einiges zusammen erleben und durchmachen ist spannend mitzuverfolgen und lässt auch genügend Spielraum für eigene Interpretationen. Äußerst gelungen ist den Entwicklern das Spiel zwischen Nah- und Tiefenschärfe.
Durch die kleinen aber feinen Details, die einem so ins Auge springen, wird auch so einiges an Atmosphäre zu den Spielern auf das Sofa transportiert. Begleitet wird das ganze von einem sehr stimmigen Soundtrack, der auch bei längerem Festhängen, nie auf die Nerven geht. Die neue Spielmechanik mit den beiden Yarnis ist sowohl solo als auch allein, ein echter Genuss und sorgt durchaus für lustige Momente mit seinem Mitspieler. Ich hoffe sehr, dass die Schweden weiter solch kleine aber feine Titel in unsere Spielzimmer bringen.