Im Rennspiel-Genre hat man über die Jahre schon eine Menge gesehen, es fällt also schwer, hier Neues zu präsentieren. Simulationen und Fun-Racer, Lizenzfahrzeuge und anderes, was den Designern an fahrbaren Untersätzen in den Sinn kam.
The Crew versucht gar nicht erst, das (Lenk)Rad neu zu erfinden. Stattdessen bietet es Masse. Eine unglaublich riesige Spielwelt – in Form der USA, eine Unmenge an Missionen, Aufträgen und anderen Möglichkeiten, sich zu beschäftigen. Dass man dies auch noch mit allen anderen Spielern gemeinsam erleben kann, brachte dem Spiel den MMO-Stempel ein (MMO = Massively Multiplayer Online).
Oh, und eine Story gibt es auch noch. Diese bildet die grobe Rahmenhandlung in Form einer recht simplen Revenge Story (Bruder wird getötet, Hauptcharakter wird fälschlicherweise in den Bau gesteckt, sinnt auf Rache durch Hilfe vom FBI…)
Preise gewinnt die Geschichte zwar nicht, erfüllt aber großteils ihren Zweck und motiviert ggf. auf ihre Art, den eigenen Charakter (sprich: sein Auto) weiterzuentwickeln.
Ob neben all der Masse auch Klasse herrscht oder The Crew zuviel Gummi auf der Strecke lassen muss, testen wir.
Das hat uns gefallen
Die Größe. Die schiere Größe! Die befahrbare, von Ladezeiten freie Spielwelt von The Crew ist einfach so unglaublich groß, dass man es nicht oft genug betonen kann. Nicht weniger als die USA dienen als Spielwiese, incl. Bezeichnender Landschaften. Natürlich ist es kein 1:1 Maßstab – das wäre nicht nur Wahnsinn, sondern womöglich sogar recht langweilig. Um von Küste zu Küste zu fahren benötigt man ungefähr eine Stunde, wesentlich mehr sogar, wenn man die Aussicht genießt, „nebenbei“ Missionen am Wegesrand erledigt, Wahrzeichen entdeckt oder Geheimnisse zu lüften versucht.
Die Welt (diese wirklich, WIRKLICH verdammt große!) Welt wurde nämlich auch noch mit Möglichkeiten zugepflastert.
Nach der Einführung in Spiel und Story wählen wir aus verschiedenen Fahrzeugen unseren Favoriten, mit dem wir dann in die Welt entlassen werden – und vor der Qual der Wahl stehen, was wir als nächstes erledigen wollen. Symbole weisen uns den weg zu möglichen (Mini-)Missionen – Sprung, Verfolgung, Transport, … Abwechslung pur!
Das erfolgreiche Erledigen dieser Aufträge belohnt uns mit Ersatzteilen für unser Fahrzeug, die das Handling spürbar verbessern, die Stufe erhöhen und uns so ermöglichen, Missionen mit erhöhten Anforderungen anzugehen. Was wir nicht benötigen wandert in unser Lager in dem sich auch die weiteren Fahrzeuge befinden. Der Rollenspiel-Aspekt wurde hier sehr schön umgesetzt und bereichert das Spiel ungemein.
Kits, die die Fahrzeuge für andere Rennarten (unter anderem Straße, Gelände, und Rallye) bereitmachen, erweitern die Möglichkeiten nochmals.
Der Mehrspieler-Part von The Crew lebt zu großen Teilen vom Crew-Feature, dem es seinen Namen verdankt. Eine solche Crew besteht aus bis zu vier Spielern, die sich auch schnell aus unbekannten Interessenten gründen lässt. Eine simple Anfrage im Interface genügt. So lässt es sich noch besser Missionen erledigen, Geheimnisse suchen oder einfach aus Spaß durch die Landschaft cruisen. Umso wichtiger wird dieses Feature, wenn man einrechnet, dass man von den „tausenden Spielern“ immer nur einen kleinen Anteil zu sehen bekommt. Die Last, alle aktiven Spieler anzuzeigen wäre sicherlich extrem. So wurde beschlossen, dass pro Cluster/Server/instanziertem Gebiet bis zu acht zu sehen sind. Da diese, der Natur von The Crew folgend, ziemlich groß sind, sind Zufallsbegegnungen mit anderen Charakteren verhältnismäßig selten. MMO? Ja, aber in Scheiben. Dafür beweist The Crew aber auch in genügend anderen Bereichen wahre Größe.
Das hat uns nicht gefallen
Wie nicht schwer zu erraten, konnte uns die Geschichte rund um Hauptfigur Alex Taylor nicht ganz überzeugen. Sie ist vorhanden, läuft am Rande mit und schafft es sogar teilweise, uns zu neuen Aufgaben zu leiten. Allerdings ist die deutsche Sprachausgabe streckenweise nur zähneknirschender weise zu ertragen – ein Umstellen auf die englische verbessert die Atmosphäre hier spürbar.
Überarbeitung verdienen auch die Missionen, in denen es gilt, einen gegnerischen Gegner unter Zeitdruck zu rammen und so zu zerstören. Hier ist entscheiden zu oft Trial & Error angesagt was im sonst guten Spielfluss stark auffällt. Ebenso macht sich der starke Gummiband-Effekt negativ bemerkbar. Dieser hält das Fahrerfeld immer stark zusammen und macht es unmöglich, den Anschluss gänzlich zu verlieren – oder aber allen davon zu ziehen. Nett für absolute Neulinge im Genre, störend für erfahrenere Lenkrad-Artisten.
Die Steuerung selbst lässt einen anfangs die Augenbrauen lupfen. Ein wenig unpräzise, vielleicht etwas schwammig…? Dieser Eindruck gibt sich nach und nach, nachdem die ersten Ersatzteil-Module eingebaut wurden, verschwindet jedoch nie ganz. Das Gefühl nicht ganz die Kontrolle zu haben macht gerade die Verfolgungsrennen zu einer Geduldsprobe, die nicht jedem munden wird.
Fazit
Auch wenn nicht wirklich MMO, steckt doch massiv viel Spiel in The Crew. Wer über die Gummiband-KI hinwegsehen kann und auch mit einem beschnittenen Mehrspielerpart – im Vergleich zum vielleicht erwarteten MMO – leben kann, macht mit The Crew nichts falsch. Als Arcade-Racer funktioniert es einwandfrei und bietet mit seiner fantastisch großen Spielwelt (haben wir erwähnt WIE GROß das alles ist?) viel Platz für viele, viele Stunden Rennerlebnis.
Die USA sind auch diese Reise auf jeden Fall wert.