Nachdem die Menschheit erfolgreich erste Schritte auf einen fremden Himmelskörper gesetzt hat – den Mond – wollten sie mehr. Der Drang den nächsten Schritt zu machen, die nächste Herausforderung zu meistern lies nicht nach. Der Mars war und ist unser nächstes Ziel. Was heutzutage noch Zukunftsmusik ist, hat Paradox Interactive mit Surviving Mars bereits simuliert. Wir haben uns die Aufbausimulation für die Konsolen genauer angeschaut.
Einst war es ein kleiner Schritt für einen Menschen, doch dieses Mal ist alles anders. Ein Planet, Millionen von Kilometer von der schützenden Atmosphäre der Erde entfernt, zeigt dem menschlichen Leben die kalte Schulter: der Mars. Bevor ein Mensch dort seinen Fußabdruck hinterlassen kann, bedarf es viel Arbeit.
Arbeit, die von Drohnen und kleinen Robotern erledigt werden muss. Deine erste Marsmission beginnt damit den ersten Kolonisten des roten Planeten den Übergang so einfach wie möglich zu gestalten. Sammele Ressource, baue Infrastruktur, errichte ein Habitat für die Menschen und versorge sie mit zwei der wichtigsten Grundstoffe: Sauerstoff und Wasser. Erst dann kann eine erste Rakete die Erde verlassen mit dem Ziel: überleben auf dem Mars.
Das hat uns gefallen:
Entwickler Paradox macht nicht viel Aufsehen um eine Story oder einen Storymodus. Im Grunde könnt ihr munter drauflos bauen, doch zunächst gilt es eine gute Landestelle zu suchen, die nicht zu sehr von Stürmen heimgesucht wird, genügend Wasser und Metallvorkommen bietet. Es ist die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Doch es das ist längst nicht alles. Habt ihr eine Fleckchen „Erde“ gefunden, müsst ihr diesen Scannen, um die beste Landestelle zu finden.
Bevor wir aber zu sehr ins Detail gehen, wollen wir uns die Mechaniken anschauen, die wirklich wichtig sind: das Gameplay. Hier hat Paradox für die Konsolenspieler eine recht simple Steuerung umgesetzt – zumindest auf dem ersten Blick. Um schnell Gebäude bauen zu können, könnt ihr diese an Hand eines Rasters ausrichten und mit der rechten Schultertaste schnell wieder ins Baumenü verschwinden. Wie bei Spielen von Paradox üblich, könnt ihr euch erneut die Zeit untertan machen und sie nicht nur pausieren, sondern auch in dreifacher Geschwindigkeit ablaufen lassen.
Schön ist, dass die Entwickler sich dem größten Problem angenommen haben, das bereits heute die Marsforschung heimsucht: Staub und Sand. Die kleinen Sandpartikel auf dem Mars machen es der heutigen Technologie nicht einfach zu funktionieren. So müsst ihr auch in Surviving Mars immer ein Auge auf eure Gebäude haben, die sonst ganz schnell mit dem roten Sand des Planeten bedeckt sind, und ihren Dienst einstellen.
Schön ist auch, dass Paradox wirklich nachgedacht hat und auch wissenschaftliche Ansätze in Spiel einbringt. Vieles ist heute noch nicht möglich aber in der Theorie längst erdacht worden. Habitate, in denen Menschen wohnen können, während die Oberfläche selbst von Drohnen „bewohnt“ wird. Diese sorgen dafür, dass Rohstoffe von A nach B gelangen und halten somit den Betrieb aufrecht. Sie sind auch die Hausmeister und sorgen dafür, dass alle Einrichtung am Laufen gehalten werden. Ebenfalls wichtig, denn ohne wird es schnell Tote auf dem Mars geben, ist die Forschung: Durch das Scannen neuer Kartenabschnitte erhaltet ihr Forschungspunkte, die ihr in selbige investieren müsst. So entstehen erste Versuche der Landwirtschaft und Vieles mehr.
Ebenfalls bedacht wurde die Tatsache, dass eine erste Marsmission sich nicht von der Erde lossagen kann. Ihr könnt immer wieder Raketen anfordern, sofern die Geldmittel vorhanden sind, um Rohstoffe, Gebäude und letztlich Siedler auf den Mars zu bringen. Diesen Kickstart werdet ihr mehr als einmal in Anspruch nehmen können. Raketen, wie auch alle anderen Gebäude, können auch wieder in ihre Grundteile abgebaut werden, was euch kurzfristig einige Ressourcen verschafft, allerdings wachsen Raketen nicht auf Bäumen. Deshalb ist es ratsam eure Rakete immer wieder zu betanken und zur Heimat zu schicken, um mehr Rohstoffe und Siedler zu importieren.
Der Mars birgt aber mehr Probleme als nur Rohstoffknappheit. Der Mensch ist nicht dafür geschaffen, in einer solchen Umgebung zu leben. Neben Hunger, Durst und dem drang zu Atmen, ist es vor allem der mentale Zustand der Menschen, der das Zünglein an der Waage ausmachen kann. Arbeit alleine macht nicht glücklich und wenn Menschen geboren werden, müssen diese Bildung erfahren und ausgebildet werden. All dies wird im späteren Spielverlauf immer entscheidenderen Rollen einnehmen, die ihr dann neben den anderen Problemen ebenfalls bewältigen müsst.
Und Probleme gibt es auf dem Mars genug. Sandstürme, Meteoriteneinschläge unerwartetes technisches Versagen und mehr. Gut ist aber, dass für jede Art von Problem oft ein Mensch schon eine Lösung parat hat. Holt ihr euch Kolonisten auf den Planeten, sollten diese bereits einiges an Wissen in Petto haben. Hier bietet euch Paradox die Möglichkeit zu wählen, was ihr benötigt, selbst in demografischer Hinsicht. Kinder, Jugendliche, Erwachsene oder Senioren – sie alle haben Stärken und auch Schwächen, die ihr bedenken und nutzten könnt.
Grafisch ist Surviving Mars zwar kein visuelles Meisterwerk, aber doch ein schönes Spiel, im direkten Bezug auf sein Genre. Alles läuft flüssig und ohne Ruckler. Wie beim Simulationen üblich könnt ihr von der einfachen Ansicht von oben, bis auf wenige Meter an die Gebäude und Menschen heraun-zommen. Dabei zeigt sich oft die Liebe zum Detail und das Paradox nicht einfach ohne Fachwissen ein Spiel veröffentlichte, sondern sich tatsächlich Gedanken zum Thema machte.
Der Sound vom Spiel ist zwar nicht ganz auf dem gleichen Level und stellenweise zeigt sich ein Problem bei der Lautstärke zwischen Musik und Spielsound, doch ist sie passend umgesetzt. Wenn die Musiklautstärke richtig justiert ist, erwartet den Spieler eine passende und nicht aufdringliche Untermalung seiner Abenteuer auf dem Mars.
Das hat uns nicht gefallen:
Auch wenn der Mars weiter von der Sonne entfernt ist, gibt es trotzdem viele Schatten, die das Spiel aufwirft. Bugs gehören zu eben diesen. Oftmals scheint das Spiel willkürlich zu sein und beanstandet Dinge, um die wir uns längst gekümmert haben. Menschen verhungern, obwohl sich die Nahrungsmittelvorräte stapeln. Strom fällt aus, obwohl die Reserven voll und alle Leitungen samt Redundanzsysteme funktionieren.
Diese Dinge können schnell den Spaß bremsen, gerade dann, wenn der Lauf so gut war, die Forschung gut läuft und die Kolonie Form und Gestalt annimmt. Mehr als einmal haben wir deshalb eine Kolonie im Stich lassen müssen und uns einem neuen Projekt gewidmet.
Der letzte, große Kritikpunkt, den sich Surviving Mars gefallen lassen muss, ist die Steuerung. Es wird kaum erklärt, und viel geschieht über learing by doing. Eine intuitive Steuerung werdet ihr in Surviving Mars vergeblich suchen. Vor allem, wenn ihr euer Rohrsystem und Stromnetz ausbauen wollt, werdet ihr schnell an die Geduldsgrenze getrieben.
Die vorgeschriebenen Pfade, die beide gehen können und sollen, stimmen in der Regel nie mit dem Weg überein, der euch gerade zurecht gelegt habt. Oftmals ist eine kleine direkte Verbindung nicht ohne Geduld und Trickserei möglich, da uns plötzlich eine Kurve vorgeschlagen wird, die wirklich kein Mensch, auch die auf dem Mars nicht, haben wollte.
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Fazit:
Surviving Mars ist eines der Spiele, in das wir viele Stunden gesteckt haben. Nicht weil wir mussten, sondern weil die Stunden plötzlich und ohne Vorwarnung verstrichen sind. Es macht so viel Spaß eine Kolonie nach seinen Vorstellungen zu erbauen und zu hoffen, dass jeder Schritt auch tatsächlich hilfreich ist und nicht für den Untergang der Zivilisation auf dem Mars sorgt.
Es gibt noch diverse Bugs, die das Spielgeschehen trüben und sicher könnte das Spiel besser aussehen, aber eben auch deutlich schlechter. Vor allem aber könnte das Spiel deutlich intuitiver sein, aber jeder der bereit zum Lernen ist, wird schnell den Dreh rausbekommen.