Wieder mal im Alleingang und ausgerüstet mit einem Präzisionsgewehr sind wir unterwegs in Nordafrika, um die Wunderwaffe der Deutschen zu sabotieren. Wie sich die Kämpfe auf Distanz und die Stealth-Abschnitte in den offenen Gebieten spielen, haben wir für euch ausführlich getestet und ob Sniper Elite 3 nach zwei eher missglückten Versuchen nun endlich ins schwarze trifft lest ihr nun in unserem Test.
Die Sniper-Fortsetzung spielt vor dem zweiten Teil, und wieder seid ihr als Solo-Schütze unterwegs, um Hitlers Schergen wie General Vahlen zu besiegen. Ausgerüstet mit Scharfschützengewehr folgt ihr den Aufträgen durch acht Missionen von Tobruk in die Oasen Gaberoun und Siwa, bringt die Halfaya- und Kasserinpässe hinter euch, infiltriert Fort Rifugio und sabotiert den Flughafen Pont Du Fahs. Ob Tunesien oder Libyen, schon die Landschaft bringt mit Wüsten, Gebirgen oder Bunkeranlagen viel Abwechslung mit sich.
Spielerisch hat der dritte Teil enorm zugelegt, denn Entwickler Rebellion hat sich die Kritik an den Vorgängern zu Herzen genommen. Das merkt der Spieler vor allem, wenn er den taktischen Shooter wie ein dumpfes Ballerspiel zocken will. Denn schon im zweiten von fünf Schwierigkeitsgraden wird es schwer, anschließend beinahe unmöglich, dagegen die zumeist recht cleveren und geballt auftretenden Kontrahenten zu besiegen. Wer sich nicht auf die taktischen Elemente des Spiels einlässt, verpasst sowieso fast alles was das Spiel ausmacht.
Das hat uns gefallen:
Die Levels in Sniper Elite 3 sind um einiges größer, weitläufig gestaltet und bieten mehrere Lösungswege an, als noch im Vorgänger. So müsst ihr beispielsweise in einem Level erst das Büro eines Generals durchsuchen, ihn danach von einem Aussichtspunkt aus in der Stadt aufspüren und abschließend töten. Selten erfahrt ihr direkt zu Beginn was euer eigentliches Ziel in der Mission ist, da kleinere Wendungen immer dafür sorgen können das ihr noch etwas anderes zu erledigen habt. Um nicht plötzlich von Feinden überrascht zu werden, solltet ihr euch Anfangs immer einen Überblick über das Levelareal verschaffen. Mit dem Fernglas können bis zu acht Gegner markiert werden, einmal anvisiert bleiben sie von nun an ständig hervorgehoben, sodass ihr ihre Laufwege immer nach verfolgen könnt.
Durch das Visier schauen, Fadenkreuz ausrichten und schießen – Gegner erledigt. Nein! So leicht wird euch das „Snipen“ dann doch nicht gemacht. Vielmehr gilt es unter anderem, die korrekte Flugkurve zu berechnen, denn, je weiter euer Feind entfernt ist, desto höher müsst ihr auch zielen. Um das Zittern eurer Hände auszugleichen, müsst ihr vor dem Schuss eure Lunge entleeren um euch besser konzentrieren zu können. Dies zeigt euch dann ein kleines rotes Viereck an, wo genau das Projektil unter Berechnung der Ballistik einschlagen wird. Behaltet nebenbei auch euren Herzschlag im Auge, dieser darf nicht mehr als 80 Schläge pro Minute betragen, was besonders dann eine interessante Komponente darstellt, wenn ihr gerade vor einem feindlichen Heckenschützen flüchtet. Nach einem Spurt mal schnell hinlegen, das Gewehr ansetzen und dem Gegner das Licht ausknipsen? Fehlanzeige! Stattdessen müsst ihr euch erst hinter einer Deckung ein paar Sekunden Ruhe gönnen, um euren Puls zu beruhigen.
Die komplette Story könnt ihr alternativ auch im Koop-Modus angehen. Im Multiplayer-Modus habt ihr die Wahl zwischen dem altbekannten Deathmatch und einer weiteren Variante. In der treffen zwei Mannschaften aufeinander, deren Spielgebiete voneinander getrennt und die daher zwingend auf Scharfschützengewehre angewiesen sind. In einem weiteren Spielmodus gewinnt, wer mit seinen „Sniperkills“ zusammengerechnet die höchste Distanz (zu die Ziele) erreicht hat.
In Sachen Sound steht Sniper Elite 3 gut da. Vor allem hören sich die Scharfschützengewehre, mit ihren wuchtigen Schüssen, sehr gut an. Auch sprechen die Soldaten löblicherweise in ihrer Landessprache und wurden im Fall der Deutschen akzentfrei vertont.
Das hat uns nicht gefallen:
Was uns aber nach den ersten Spielstunden immer mehr und mehr gestört hat, war die sogenannte Killcam, die auch erstmals in einer deutschen Fassung von Sniper Elite enthalten ist. Doch amüsiert man sich anfangs noch über die röntgenartige Darstellung von Kopfschüssen oder Treffern in die Weichteile der Gegner, nervt spätestens die zwanzigste Wiederholung einer solchen Szene, da sie den Spielfluss massiv stören kann. Gut, dass sich aber die Killcam in den Optionen auch ausschalten lässt, wodurch die Scharfschützenduelle gegen mehrere Gegner deutlich besser von der Hand gehen.
Ein großes Problem ist die schiere Menge an Feinden auf die ihr stellenweise trefft. Habt ihr wirklich die Absicht vorrangig als Scharfschütze zu spielen, wird Sniper Elite 3 zu einen echtem Geduldsspiel, da ihr die meiste Zeit mit Standortwechseln beschäftigt seid. Natürlich ist uns klar, dass diese Tatsache in der Natur eines Snipers liegt, doch hätte Rebellion Games hier eine bessere Balance finden können. Ein anderes Manko ist, wenn ihr in einigen Missionen ohne weitere Unterstützung zum Ende hin auch mal einen Panzer ausschalten müsst, denn wer hier keine Landminen oder Dynamit übrig hat, steht vor einem echten Problem. Zwar hat der Panzer auch Schwachstellen die wir mit dem Gewehr zerstören könnten, doch artet dieses Katz-und-Maus-Spiel schnell in Arbeit aus, da ein einziger Treffer des Panzers schon für unseren Tod ausreicht.
Sniper Elite 3 erscheint neben der Xbox One, auch für Xbox 360, PS3 sowie PS4 und dem PC. Doch richtig nach Nextgen sieht der Titel allerdings nicht aus. Zwar hinterlässt das Spiel einen technisch soliden Eindruck, doch gerade in der Ferne verschwimmt die Optik stark. Die Texturen hätten schärfer ausfallen können, die Animationen wirken gerade bei Sprüngen sehr steif, und auch kleine Ruckler sind wahrzunehmen.
Fazit:
Mit Sniper Elite 3 zielt ihr besser! Der Qualitätssprung gegenüber dem Vorgänger ist klar zuerkennen, auch wenn manchmal leider nicht alles reibungslos funktioniert. Das offene Leveldesign mit ihren mehrstufig angelegten Missionen ist gut gelungen. Ein schnelles Vorgehen wie in anderen Shootern wird euch hier keinen Erfolg bringen, stattdessen müsst ihr es mit Taktik versuchen und euch zunächst einen Überblick über die Lage verschaffen, sonst wird euch sehr oft der Gegner erwischen. Trotz einiger Macken ist Rebellion Games ein ordentlicher Taktik-Shooter gelungen.