Weltmeisterschaft vorbei, Sommerpause vorbei und die ersten Spieltage sind nun ebenfalls Geschichte. Da wird es doch langsam wieder Zeit für EAs Fußballsimulation, um nicht den Anschluss an die laufende Saison zu verpassen.
FIFA 19 will natürlich die Nummer Eins bleiben und kommt daher mit einem besonderen Modus ums Fußballeck: Der Champions League! Aber ob das alleine reicht und was es sonst noch Gutes oder Schlechtes gibt, erfahrt ihr in unserem Test zu FIFA 19.
Nach der Installation von rund 40 Gigabyte und dem EA-Logo-Einspieler, werdet ihr auf den Rasen geschickt, auf dem gerade das Champoins League Endspiel zwischen Paris Saint German und Christiano Ronaldos neuem Arbeitgeber Juventus Turin startet. EA setzt auch dieses Jahr wieder auf die bewährte hauseigene Frostbite-Engine, die euch das Fußball-Spektakel auf den Bildschirm zaubert. Anfangs fallen die vielen optische Änderungen nicht sofort ins Auge.
Bis zum Anstoß läuft alles wie eh und je ab, als würde das Spiel Live übertragen. Erster kleiner Schwachpunkt: Während bekannte Spieler wie Neymar, Dybala, Ronaldo oder ein Buffon sofort zu erkennen sind, wirken andere Spieler etwas lieblos gestaltet. Was jedoch sehr gelungen ist, ist das Einbinden des Publikums. Passend zum Spielgeschehen feuern die jeweiligen Fangruppen mit verschiedenen Gesängen und Anfeuerungsrufen ihre Teams an. Auch das Raunen im Stadion bei vergebenen Torchancen kann für Gänsehaut-Momente sorgen.
Das hat uns gefallen:
Schon während unserem ersten Spiel fiel auf, dass das Gameplay etwas nach unten geschraubt wurde. Spieler mit hohen Geschwindigkeitswerten laufen den Gegenspielern nun nicht mehr einfach davon. Um die feindlichen Abwehrreihen auszudribbeln ist jetzt mehr Geschick erforderlich. Schnelle Drehungen oder Ballverarbeitungen gehen nicht mehr ganz so einfach von der Hand.
Die richtige Positionierung spielt im Spielaufbau eine ebenso wichtige Rolle, wie die nötige Präzision. Damit ist das Passen, als auch das Schießen anspruchsvoller geworden. Es muss auf die Richtung und Kraft des Zuspiels geachtet werden, sowie die richtige Position zum Ball. Einfache „No-Look-Pässe“ von Spieler zu Spieler sind nicht nun nicht ohne Weiteres möglich, denn es wird öfter mal ein gegnerisches Bein im Weg sein – oder auch zwei. Neu ist auch das in FIFA 19 eingeführte Abschlusstiming beim Torschuss.
Damit werden wuchtigere, gezieltere Schüsse abgefeuert. Um das Timing-Feature zu nutzen, müsst ihr den Schuss-Button zwei Mal drücken – so aktiviert ihr eine zweite Schussleiste. Ihr habt also einen Cursor der sich von einem roten in einen kleinen grünen Bereich bewegt. Mit dem passenden Timing verleiht ihr dem Ball noch einmal zusätzliche Power.
Außerdem aktiviert man die neue Schussfunktion mit derselben Tastenkombination, auf der im Vorgänger der flache Schuss lag. So kommt es zu Beginn durchaus vor, dass man versehentlich das neue Feature aktiviert, das Timing versaut und statt einem Flachschuss aufs Tor einen verhunzten Kullerball über den Rasen schiebt. Das Active-Touch-System – ebenfalls neu – soll bewirken, dass eine Annahme des Leders direkt aus der Luft, in eine sofortige Weiterverarbeitung und eine engere Ballführung umgewandelt werden kann.
Weiter geht es mit dem Zweikampfverhalten: Den Ball zu behaupten oder vom Gegner zurückzuerobern ist etwas anspruchsvoller geworden. Durch das ebenfalls neu eingeführte 50/50-Battlesystem, nehmen Benutzerreaktionen und Spielerattribute mehr Einfluss darauf wer einen Kampf um den freien Ball für sich entscheiden kann. Somit haben großgewachsene Akteure ihre natürlichen Vorteile gegenüber kleineren Spielern. Hinzu kommen eine überarbeitete KI, die das Verteidigen aber auch Angreifen vereinfachen soll.
Kleinigkeiten, wie die Spielzeituhr zeigen jetzt auch die Nachspielzeit an und das Radar bildet die Mannschaften als Kreise und Dreiecke ab, was die Trennung zwischen beiden Mannschaften deutlich verbessert.
Habt ihr Bock, zusammen mit euren Stars und Vorbildern auf dem gleichen Platz zu stehen? Kein Problem. Der Spielemodus „Hausregel“ sorgt hier für eine gehörige Portion Spaß. Dieser Modus wird euch sicherlich an die Verschollene FIFA-Street Reihe erinnern, allerdings in leicht abgeänderter Form. Dabei spielen jeweils fünf Spielern gegeneinander. Das Team, das ein Tor erzielt, muss einen Spieler vom Feld nehmen und in Unterzahl weiterspielen. Gewonnen hat das Team mit den meisten Toren. Genial ist dabei, dass vor dem Spiel noch Regeln festgelegt werden können. Etwa das Tore, die von außerhalb des Strafraums erzielt werden, doppelt zählen oder ihr vor Spielbeginn festlegen könnt wie viele Tore zu Sieg führen. Anarchisten unter euch, können aber auf alle Regeln pfeifen. Darüber hinaus könnt ihr Statistikwerte genau analysieren, weil diese jetzt mit aufgezeichnet werden, um eventuell gezielt an Schwächen zuarbeiten.
Natürlich geht in diesem Jahr bleibt auch die Geschichte im „The Journey“-Modus weiter. Dieses Mal ist aber Alex Hunter nicht der alleinige Star der Story, sondern auch seine Halbschwester Kim und sein Freund Danny Williams stehen im Rampenlicht und haben ihre eigenen Probleme und Sorgen. Alex wird in FIFA 19 direkt mit großen Entscheidungen konfrontiert und muss unter anderem für Christiano Ronaldo in Real Madrid einspringen. Dass EA mit diesem unerwarteten Wechsel nicht gerechnet hatte, werdet ihr jedoch an ein paar Stellen allerdings recht deutlich bemerken. Ganz so gut wie letztes Jahr fällt der Story-Modus deshalb nicht aus, obwohl er gleichzeitig durch Zusatzherausforderungen erweitert wurde.
So liefern wir uns bei Real etwa einen Wettstreit mit wählbaren Mentoren wie Toni Kroos oder Luka Modric, wovon die Spielerwerte von Alex profitieren, denn der Fortschritt und die Entscheidungen aus dem Vorgänger dürfen in FIFA 19 importiert werden.
Das hat uns nicht gefallen:
Zwar wird das erzählte Finale in The Journey gut präsentiert, wirkt jedoch streckenweise zu langatmig und teilweise langweilig. An einigen Stellen hatten wir das Gefühl, dass unsere Entscheidungen keine Konsequenzen haben. Teils wurde auch künstlich Drama erzeugt, etwa wenn plötzliche Rivalen oder Familienangehörige wie aus dem nichts auftauchen und so für Konflikte sorgen. Plötzlich hatte FIFA 19 mehr mit einer Telenovela gemein, als mit Fußball – schade.
Eine der größten Enttäuschungen ist der Standard-Karrieremodus. EA gab zu, dass hier fast keine Zeit investiert wurde und der Modus quasi unverändert von FIFA 18 übernommen worden ist. Gerade mit dem Thema wie Loot Boxen, könnten sich viele Gamer hier deutlich auf den Schlips getreten fühlen.
Fazit:
Obwohl FIFA seit Jahren die Krone des Genres für sich beansprucht, kommen sie in puncto Gameplay noch nicht ganz an die Konkurrenz von Konami heran. Jedoch kann FIFA 19 mit seiner dichten und sehr authentischen Stadionatmosphäre, dem riesigen Angebot an Lizenzen und Spielmodi überzeugen.
Die größten Verbesserungen gab es in den zentralen Bereichen wie der Spieldynamik und dem erheblich überarbeiteten Kollisionssystem, von dem insbesondere die Zweikämpfe profitieren.
Wer mehr Wert auf Spaß als auf Realismus legt, bekommt mit dem neuen Bolzplatz-Modus „Hausregeln“ eine gelungene Neuerung. Im Ganzen gesehen, eine erkennbare Verbesserung zu FIFA 18, obwohl es auch weiterhin viele bekannte Schwächen gibt.
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