Mit einem polnischen Fantasy-Roman fing alles an und wurde über die Zeit hin eine epische Saga, die seinesgleichen sucht: The Witcher. Kurzerhand hat das polnischen Entwicklerstudio CD Projekt sich an den Lizenzen zu schaffen gemacht und aus dem Roman ein Rollenspielerlebnis gemacht, dass heute eine riesige Fangemeinde mit sich bringt. Kaum ein Titel zog einen so in seinen Bann wie die The Witcher-Teile und das tut es bis heute noch. 2015 ist das Jahr für The Witcher-Fans, denn dann erscheint der dritte und letzte Teil der The Witcher-Saga The Witcher 3: Wild Hunt und will den Thron der Action-RPGs auf den neuen Konsolen erobern. Ob The Witcher 3: Wild Hunt der Krone würdig oder nur eine langweilige Monsterjagd ist, erfahrt ihr in unserem Review dazu.
In einer riesigen Welt voller Angst, Krieg und Unterdrückung
The Witcher 3: Wild Hunt entführt euch in das Nördliche Königreich, in dem ein verheerender Krieg zu drohen vermag. Dieser Krieg soll das Schicksal dieser Welt entscheiden, der Frieden und Einklang ins Land bringen soll. Die Kaiserliche Armee von Nilfgaard rüstet sich derweil und macht sich bereit für die alles entscheidende Schlacht. Viel Hass gegen andere Kreaturen, wie Zwerge, Elfen und Anderlinge ist im Umlauf und schürt einen regelrechten Progrom, so das sich die Völker im Nördlichen Reich gegeneinander bekriegen. Auch die dunkle Seite, die Wilde Jagd will an diesem Krieg teilnehmen, um das Königreich für sich zu beanspruchen. Viele Flüchten und hoffen, dass der Krieg vielleicht doch noch Frieden über das Land bringen mag. Doch Geralt von Riva interessiert dieser ganze Krieg um die Menschen gegen die anderen Völker nicht. Er will nur eines: Ciri – das Mündel und die Adoptivtochter von Geralt. Sie gilt es zu finden und wieder in seine Obhut zu bringen. Ciri ist auch gleichzeitig eine Schülerin von Geralt in der Hexerschule gewesen und er war es, der sie magische Dinge geleert hat, damit sie irgendwann einmal in seine Fußstapfen treten kann. Aber aus irgendeinem mysteriösen Grund ist Ciri verschwunden und nun liegt es an euch, die letzte ihrer Art wieder zu finden. Doch zuerst müsst ihr euch erst einmal auf die Suche nach Yennefer machen, die eine sehr gute Freundin und Lebensgefährtin von Geralt ist. So verfolgt ihr ihre Spur mit dem Hexenmeister Vesemir, der Geralt zu dem machte, was er heute ist. Mit ihm bekämpft ihr auch zu anfangs die ersten Monster und erlebt so die ersten Aufträge im Spiel und erfahrt so nach und nach, wo sich Yennefer befindet. Hier kommt auch erstmal die grandiose Story von The Witcher 3: Wild Hunt zum Einsatz, die so harmonisch zwischen den Charakteren und dem Hauptprotagonisten zusammenspielt, dass es einen richtig an den Bildschirm fesseln kann und man gar nicht mehr davon wegkommen mag. Gerade hier zeigt der Titel, was er zu bieten hat und man merkt, dass selbst der Roman schon eine gute Vorlage war.
Quests, Quests, Quests
Nicht nur die mitreißende Geschichte in The Witcher 3: Wild Hunt ist ein Pluspunkt, sondern auch die riesige und offene Welt, in der es mehr als genug zu entdecken und bekämpfen gibt. Angefangen von endlosen Wiesen und Wäldern, von kleineren Dörfern, in denen sich fleißig arbeitende Bauern tummeln, bis hin zu unerschlossenen Inseln und Städten bietet der RPG-Kracher ein komplettes und über mehrere Minuten bereisbares Land, wie es wohl kein zweites zu geben vermag. In jeder kleineren Stadt, wie zum Beispiel Wyzima gibt es genug zu tun und vor allem immer neuste Infos zu Charakteren und Aufgaben, die man lösen kann. Kommt ihr zum Beispiel in ein neues Dorf, so habt ihr immer die Möglichkeit, an einer sogenannten Schlagtafel diverse Neuigkeiten rund um die Mitbewohner und vermissten Personen zu erfahren und diese sogar als eine Nebenquest zu erledigen, wenn ihr das wollt. Das gibt Erfahrungspunkte und auch den ein oder anderen Taler, den ihr für nützliche Dinge verwenden könnt. The Witcher 3: Wild Hunt überschüttet den Spieler mit Rollenspiel-typischen Elementen, wie Rüstungen, Rüstungsgegenständen, Nahrungs- und Handwerksmitteln und für einen Hexer typisch, jede Menge diverse magischen Dreingaben, wie Kräuter, Pilze, Pulver, Öle und sonstigen Dingen, die ein Hexer zum brauen von Zaubertränken benötigt. Auch die Hexenzeichen sind im dritten Hexer-Teil wieder mit dabei, mit denen Geralt seine Gegner niederschlagen, Fallen stellen, sie mit Flammen besprühen oder in den Wahnsinn treiben kann. Diese Aktionen gehen nur begrenzt, sind aber stets effektiv. Nicht zuletzt besitzt der Hexer seine allseits beliebten Klingen, wie das Stahl- und das Silberschwert. Aber auch diese müssen nach intensivem Gebrauch öfter mal geschliffen werden, damit euch die Klinge nicht mitten im Kampf um die Ohren fliegt.
Auch hier kommen die RPG-Elemente wieder zum Einsatz und könnt euch so zum Beispiel mit gefundenen Werkzeugen und anderen Rohstoffen zum nächstgelegenen Schmied begeben, um euer Schwert noch stabiler und schärfer zu machen. So könnt ihr euch dann auf die Reise begeben und die unzähligen Missionen und Nebenquests bestreiten. Und Quests hat The Witcher 3: Wild Hunt reichlich. Hier gibt es unterschiedliche Schwierigkeitsstufen, die man in der jeweiligen Quest einsetzen kann – je nach Fähigkeitsstufe des Charakters. Und irgendwie seid ihr in fast jeder Quest immer auf der Spur nach Ciri und dem Krieg, der von der Wilden Jagd herbeigesteuert wird. Aber nicht nur Story-basierende Quests gibt es zu bewältigen, sondern auch die, die Geralt zu dem machen, was seine Berufung ist: Monsterjäger. In der Welt von The Witcher 3: Wild Hunt gibt es reichlich davon. Von Ghulen und Wolfskönigen bis hin zu mächtigen Greifen und unheimlichen Gestalten, bietet das Nördliche Königreich mehr als genug abscheuliche Kreaturen, die es zu jagen und bekämpfen gilt. Das eingebundene Bestarium ermöglicht euch dann einen Einblick auf die ganzen Monster und Bestien, auf die ihr treffen werdet. Das fordert sehr und wirkt nie übertrieben und aufgesetzt.
Das hat uns gefallen
Ein Hauptaugenmerk liegt wohl auf die offenen und gigantischen Welt von The Witcher 3: Wild Hunt, die sehr viel zu bieten hat. Man kann sich gar nicht genug an ihr satt sehen. Detaillierte Gebäude in Dörfern und Städten sind nur eine Dreingabe, die ihr in The Witcher 3: Wild Hunt sehen werdet. Sobald ihr aber erst einmal eine kleinere Reise mit eurem treuen Ross Plötze getätigt habt, werdet ihr in den vollen Genuss der weiten und offenen Welt kommen. Ihr erlebt weite Steppen mit Hügeln und Felsen und reitet gelegentlich auch einmal an größeren Gewässern vorbei. Hier schnappt ihr euch einfach ein Boot und segelt zu einer verlassenen Insel, auf der ihr mystische Dinge sehen werdet. Hierbei kommt das sehr gut umgesetzte Tag- und Nachtsystem zum Einsatz, dass beweist, wie gut man als Entwickler so eine Technik in einem Spiel umsetzen kann. Am oberen rechten Bildschirmrand habt ihr eine Anzeige, die euch die momentane Wettersituation anzeigt und welche Tageszeit es gerade ist.
Wo wir gerade beim Wetter sind. In The Witcher 3: Wild Hunt bekommt ihr ein genial visuelles Wettersystem fürs Auge geboten, dass mit schicken Sonnenauf- und untergangszeiten seine Muskeln spielen lässt. Bei einem Ritt in der Abenddämmerung pfeift euch der Wind ums perfekt animierte Haar und in der Nacht schimmert der Mondschein durch die Baumkronen. Die Stimmung im Spiel ist immer sehr gut gehalten. Die Grafik von The Witcher 3: Wild Hunt ist mit Hilfe der hauseigenen RedEngine 3 eines der bestaussehensten Rollenspiele, die es momentan auf dem Markt gibt. Hier stimmt fast alles. Feinste Animationen der Charaktere in diversen Aktionen wie reden, kämpfen oder das schon erwähnte toll animierte Haar jedes einzelnen Charakters, bilden eine Symbiose, die den Titel einfach immer im richtigen Licht da stehen lassen. Alles in allem besticht die Grafik trotz der geringeren Auflösung auf der Xbox One mit sehr viel Details und muss sich keinesfalls hinter anderen Rollenspielkonkurrenten verstecken. Auch Sound-technisch bietet The Witcher 3: Wild Hunt einiges für die Ohren. Wer eine heimische Anlage sein eigen nennt, darf sich auf glasklaren Sound und vor allem den überaus genial produzierten Soundtrack freuen, der im Spiel enthalten ist. Aber makellos ist auch The Witcher 3: Wild Hunt nicht. Dazu aber später mehr.
Was wir noch klasse in The Witcher 3: Wild Hunt fanden, war das Kampfsystem, dass man aus den Vorgängern übernommen und an manchen Ecken sogar noch verbessert hat. Die gewohnten Schnellzugriff-Funktionen für die Magischen Zeichen sind geblieben. Ein kurzer Button-Hit auf LB öffnet euch so die Hexersymbole, mit denen ihr euren Gegnern den Garaus machen könnt. Auch die diversen Untermenüs lassen sich schnell anwählen und ihr habt dann so einen Überblick über euer Inventar, gesammelte Gegenstände, das Bestarium und sonstige Dinge, die ihr im Spielverlauf entdeckt. Außerdem findet ihr in den Menüpunkten die Weltkarte, auf der es immer etwas zu entdecken gibt – und die ist riesig!
Ein weiterer Pluspunkt ist die Dankbarkeit der Entwickler, die in jede Spieleverpackung eine Danksagung stecken und der Spieler mit allen 16 DLCs kostenlos versorgt wird. Finden wir super. Die ersten beiden DLCs stehen sogar schon zum Download bereit. Auch die Spielzeit von mehr als 200 Stunden hinterlässt einen bleibenden Eindruck, bei dem sich andere Titel in dieser Größenordnung eine Scheibe abschneiden können – zu mal danach ja noch lange nicht Schluss ist!
Das hat uns nicht gefallen
So ein gigantisches und umfangreiches Spiel wie The Witcher 3: Wild Hunt hat natürlich auch seine Schönheitsfehler und mit Sicherheit hat das jeder große andere Titel auch. Bei The Witcher 3: Wild Hunt konnten wir trotz der sehr guten Grafik kleinere Grafikbugs hier und da feststellen. In einer Szene ragte Geralt sogar ein undefinierbarer Garfikklumpen aus dem Gesicht, der erst nach einem späteren Sequenzwechsel verschwand. Auch ploppten hier und da öfter einmal Texturen in Zwischensequenzen auf, die erst freilich laden mussten. Dies viel aber doch schon auf, trügt aber keinesfalls das Spielerlebnis. Dann gibt es da noch diese Quests, die man verfluchen könnte. Natürlich meinen wir jetzt nicht die Quests an sich, sondern viel mehr diese, die ihr einmal begonnen habt und nicht so schnell verlassen könnt. So gibt es da diese eine, die uns Kopfschmerzen bereitete. Bei dieser Quest durchläuft Geralt mit einer bekannten Hexe eine unterirdische Höhle, bei der ihr auch erstmals auf die Wild Jagd trefft. Hier ist der Frust groß geschrieben. Auch hier sei aber gesagt, dass es nur vereinzelt zu solchen Momenten in The Witcher 3: Wild Hunt kommen kann und das unsere Ansichtssache war. Des Weiteren seid ihr nie gezwungen, irgendwelche Quests anzunehmen. Hier liegt die Handlungsfreiheit ganz bei euch.
Eigentlich haben wir bis dahin nichts weiter an The Witcher 3: Wild Hunt auszusetzen. Die Steuerung klappte stets zufriedenstellend und die Speicherpunkte sind gut verteilt. Im Notfall kann man dann auch einfach selber speichern. Die Sache mit den Grafikaussetzern sind aber wie schon erwähnt nicht weiter tragisch und gehören zu so einem umfangreichen Spiel wie The Witcher 3: Wild Hunt. Schließlich habt ihr im Spiel so gut wie keine Ladezeiten und schlussfolgernd muss sich da auch erst einmal die gesamte Welt laden. Sicher wird sich CD Projekt RED dem annehmen und mit einem Patch die Sache wieder ins richtige Licht rücken.
Fazit
Was wir in The Witcher 3: Wild Hunt sehen durften, ist wohl bisher das Beste, was ein Action-RPG zu bieten hat. Egal ob der Tag- und Nachtwechsel, die unzähligen Monster und Quests, die toll animierten und vor allem super synchronisierten Charaktere, die Stimmung und die bombastischen Story um ein verschwundenes Mädchen, machen The Witcher 3: Wild Hunt zu einem unvergesslichen Abenteuer der Extraklasse. Wer auf The Witcher steht und generell ein Fan der Reihe ist, kommt auch um den letzten Teil nicht drum herum. Eine offene und riesige Welt tragen einen großen Teil dazu bei, dass The Witcher 3: Wild Hunt das beste Rollenspielerlebnis seit langem ist und das es das noch etwas bleiben dürfte. Selbst Rollenspiel-Muffel dürften an diesem Titel Gefallen finden.
Wir hatten eine Menge Spaß mit The Witcher 3: Wild Hunt und bedanken uns bei den polnischen Entwicklern für einen herausragenden letzten und bisher besten The Witcher-Teil! Das Ding verlässt unsere Konsole nicht mehr so schnell – episch, groß, genial!