Auch in diesem Jahr schickt uns Turn 10 wieder einmal auf die Piste und möchten mit Forza Motorsport 7 den bisher umfangreichsten Teil der Serie auf die Xbox One bringen. Forza Motorsport 7 ist bereits der dritte Ableger der Microsoft-exklusiven Rennsport-Serie, der für die aktuelle Konsolengeneration erscheint. Ähnlich wie EA mit FIFA hat auch Turn 10 die schwierige Aufgabe, das sehr eng gefasste Genre mit sinnvollen Innovationen zu erweitern. Ob dies gelungen ist, erfahrt ihr in unserem Test.
Das hat uns gefallen
Ein weiterer Forza-Ableger besucht auch in diesem Jahr die Xbox One und abermals die PC-Gamer, die mit Forza Motorsport 6 Apex und Forza Horizon 3 bereits schon Rennspiel-Luft aus der Forza-Serie riechen durften. Doch wie wir Konsoleros wissen, ist auch der neuste Teil der Forza-Motorsport-Serie mehr auf Simulation als auf Spaß getrimmt. Forza Motorsport 7 macht ebenfalls Laune, geht das Thema Rennsport aber etwas ernster an. Denn hier fahren wir nicht in einer offen Spielwelt durch die australische Wildnis, sondern erleben einzelne Events auf 32 echten oder fiktiven Rennstrecken rund um den Globus.
Im direkten Vergleich mit dem eher bunteren Forza Horizon 3 kommt Forza Motorsport 7 gerade zu bieder daher. Denn welche Rennstrecke der Welt kann schon in punkto Optik mit der Pazifikküste konkurrieren? Dennoch gibt sich Forza Motorsport 7 alle Mühe für Abwechslung zu sorgen. So donnern schon einmal Helikopter über die Rennstrecke und die Stadtkurse in Rio de Janeiro oder Prag stecken voller Details. Und die neuen Boliden sehen natürlich wie schon im Vorgänger einfach fantastisch aus.
Auf dem PC glänzt Forza Motorsport 7 mal wieder mit einer sehr guten Optimierung, sodass auch getrost ohne High-End-Grafikkarte flüssiges Spielen in 4K-Auflösung möglich ist. Wir Konsoleros müssen für diese Grafikpracht in UHD auf die Xbox One X warten, dennoch sieht der neuste Ableger auch auf der Xbox One S in Full-HD echt super aus.
Der Karriere-Modus
In der Karriere von Forza Motorsport 7 arbeiten wir uns durch sechs große Meisterschaften mit jeweils 10-15 Events. Um nun eine Meisterschaft erfolgreich abzuschließen, müssen wir aber nicht gleich jedes Event absolvieren. Stattdessen suchen wir uns die Wettbewerbe raus, auf die wir gerad Lust haben. Hier kommt sogleich auch eine der großen Stärken von Forza Motorsport 7 zu Trage: die Vielfalt.
Denn steht uns gerade der Sinn nach pfeilschnellen Tourenwagen, oder wollen wir es etwas ruhiger angehen lassen und mit den SUVs durch die Gegend schaukeln? Wie wäre es mit Truck-Racing? Bei über 700 Fahrzeugen ist hier sicher für jeden Geschmack etwas dabei. Für noch mehr Abwechslung sorgen spezielle Herausforderungen mit besonderem Regelwerk. In dieser eher witzigen Challenge sollen wir etwa mit einem Porsche 918 Spider in zwei Runden so viele VW Käfer wie möglich überholen, die vor uns über die Piste gondeln.
Die insgesamt 32 Strecken bieten ebenfalls genug Vielfalt, zumal pro Kurs auch noch verschiedene Varianten hinzukommen. Aber Kenner der Vorgänger dürften doch ein wenig enttäuscht sein, dass mit Dubai nur ein einziger brandneuer Kurs im Spiel ist. Die übrigen Neuzugänge sind eigentlich eher bekanntere Strecken, die man auch aus Forza Motorsport 4 kennen dürfte. Mit 60 Strecken hat der Konkurrent Project CARS 2 hier deutlich mehr zu bieten.
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Ein kleiner Wermutstropfen ist die recht nüchterne Präsentation der Rennen im Menü. Das war im Vorgänger, indem unter anderem die bekannten Top-Gear-Moderatoren Richard Hammond und James May als Sprecher auftraten, deutlich besser gelöst. Doch nach wie vor großartig zeigt sich Forza Motorsport 7 dagegen auf der Strecke. Wie kaum ein anderer Entwickler schafft Turn 10 den perfekten Spagat zwischen kontrollierbaren Rennboliden und Simulationsanspruch.
Mit dem Controller zirkeln wir die Boliden genauso exakt über den Asphalt wie mit einem zertifiziertem Lenkrad. Auch in Forza Motorsport 7 gibt es ähnlich wie bei Project CARS 2 zahlreiche Optionen wie Fahrhilfen, die Einsteigern unter die Arme greifen. Und wenn doch etwas schief geht, korrigieren wir unsere Patzer mit der bekannten Rückspul-Funktion. Hier Rennen zu fahren macht einfach endlos Spaß! Und das selbst im Regen oder finsterer Nacht. Mit dynamischen Wetter- und Zeitverläufen stellt Forza Motorsport 7 uns auch während eines Rennens immer wieder vor neue Herausforderungen.
Bei der KI setzt auch Forza Motorsport 7 wieder auf die bekannten Drivatare. Auch hier sind wir die gut ausgereifte KI gewohnt, die uns in Abwesenheit einfach weiter Rennen fahren lässt und uns somit ordentlich Credits beschert.
Nur waschechte Puristen könnten von Forza Motorsport 7 enttäuscht sein und greifen lieber zu Asetto Corsa oder Project CARS 2 oder anderen Hardcore-Simulationen. Denn selbst mit abgeschalteten Hilfen und im höchsten Schwierigkeitsgrad, wird aus Forza Motorsport 7 keine lupenreine Simulation. Das wird dadurch deutlich, dass wir vor einem Renne kein Qualifying absolvieren können. Stattdessen starten wir immer hinten im Fahrerfeld und müssen uns an die Spitze kämpfen. Gepaart mit den kurzen Rennen, die standardmäßig nur zwei Runden betragen, zwingt uns das zu einer eher rüpelhaften Fahrweise. Wer sich nicht in den paar Kurven auf ein Podiumsplatz rempelt, dem zieht die Spitzengruppe uneinholbar davon.
Auf Wunsch können wir die Rennlänge aber auch anpassen, dann müssen wir in der Kampagne allerdings gleich zehn Runden über einen Kurs brettern. Hier wäre eine feinteiligere Einteilung gefordert. Aber andererseits müssen wir auch nicht immer gewinnen, um in Forza Motorsport 7 erfolgreich zu sein, denn egal, ob wir erster oder letzter werden, immer belohnt uns das Spiel mit Erfahrungspunkten und Credits mit denen wir neue Autos, Rennanzüge für unseren Fahrer oder die unbequemlichen Loot-Boxen kaufen können.
Das hat uns nicht gefallen
Forza Motorsport 7 erntete nach seinem Release scharfe Kritik bei Turn 10, weil es die Loot-Boxen in seinem In-Game-Store anbietet. Diese können aktuell ausschließlich mit der In-Game-Währung gekauft werden, die man nach dem Abschluss eines Rennens erhält. Turn 10 haben jedoch bereits offiziell bestätigt, dass zu einem späteren Zeitpunkt auch der Echtgeld-Einsatz möglich sein wird.
In den Loot-Boxen von Forza Motorsport 7 stecken zufällige Autos und Rennanzüge oder aber die sogenannten Mods. Diese Mods sind zusätzliche Herausforderungen, die wir optional für ein Rennen aktivieren und dann einfach mehr Credits verdienen. So müssen wir dann eine gewisse Anzahl an Kurven perfekt meistern, bestimmte Fahrhilfen abschalten oder einfach den ersten Platz belegen, um mehr Kohle abzureifen. Eigentlich eher suboptimal, da wir erst Credits kaufen müssen, um noch mehr zu gewinnen. Wir finden, dass man sich dieses Belohnungssystem zumindest in einem Rennspiel wie Forza Motorsport 7 hätte sparen können.
Fazit
Forza Motorsport 7 ist ein Rennspiel sondergleichen. Im neusten Teil kommt der Karriere-Modus mit seinen unzähligen Herausforderungen noch mehr zur Geltung und hebt sich damit deutlich von den Konkurrenten ab. Die Fahrphysik ist mit ausgeschalteten Fahrhilfen und im Simulationsmodus um einiges anspruchsvoller als in den Vorgängern, und die Grafikengine setzt auf die schon 2015 sehr beeindruckende Optik noch einen drauf. Ein weiteres Highlight ist der Fuhrpark, der mit 700 Fahrzeugen unterschiedlichster Bauarten nicht nur sehr üppig, sondern auch extrem abwechslungsreich ausfällt.
Turn 10 meistert mit Forza Motorsport 7 den Spagat zwischen Arcade-Rennspiel und Motorsport-Simulation recht gut. Die Möglichkeiten werden dem Spieler angenehm dosiert zugeführt und der Grad der Herausforderung ist fast immer perfekt ausbalanciert. Trotzdem bietet das Game auch Hardcore-Racing-Fans alle Möglichkeiten, die sie sich wünschen und Auto-Nerds kommen natürlich voll auf ihre Kosten – auch wenn diese vorher noch einen kurzen Blick auf Project CARS 2 werfen sollten. Wer Rennspiele liebt, muss Forza Motorsport 7 haben. Wer einen zeitgemäßen Racer sucht, der langfristig Spaß bietet, sowieso.
















